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Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Berthold Grzywatz


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Jahresprogramm 2023

1. Am Wendepunkt

 

 

Anja Witt

Malerei

-

Berthold Grzywatz

Skulptur

 

 

3. März bis 14. April 2023

 

 

Ausstellungscollage mit Werken der Künstler*in

BERTHOLD GRZYWATZ

 

„Am Wendepunkt“.

Malerei von Anja Witt und Skulpturen von Berthold Grzywatz.

 

Malerei ist für Anja Witt stets eine Suche unter der Oberfläche des vordergründig Wirklichen, ein Forschen in Raum und Zeit, das Platz bietet für freie Interpretationen und Assoziationen. Witts Farb- und Formfindungen spüren Schichtungen auf, transportieren neue Sichten vom Kreislauf der Dinge. Sie lösen sich vom Gegenständlichen und finden in der bewegten, energiegeladenen Abstraktion Bildräume, die das, was wir als reale Welt sehen, neu entdecken. Mit der Lust auf freie Farben und Formen entsteht eine autonome malerische Gestaltung, die in der Farbe nicht mehr allein ein optisches Medium sieht, sondern ein Medium des Ausdrucks, das seinen eigenen Regeln folgt. Insofern kann von reiner Malerei gesprochen werden. Gleichwohl ist das Sehen in Farben eine Spurensuche, eine Entdeckungsreise für grundlegende Fragen.

 

Im Hinblick auf die Ziele ihrer Malerei erklärt Anja Witt einmal, es komme darauf an, „autarke Bildräume“ zu entwerfen – schlechthin ein Verweis auf Farbe und Form, unabhängig vom gewählten Sujet. Camille Pissarro, den man gemeinhin als Vater der Impressionisten charakterisiert, bemerkte in seiner Maltheorie, am Motiv solle man mehr Formen und Farben beobachten als die Zeichnung. Im Vordergrund steht also die Malerei, und mit ihr die Farbe, ihre koloristische Qualität, ihre Abstufungen, ihre Eigengesetzlichkeit: die Farbe als Diktion des Elementaren, wie Theo van Duesburg, der Pionier der abstrakten Kunst, erkannte.

Der Umgang mit der Farbe wird bei Anja Witt von einem expressiv angelegten Prozess des Malens begleitet. Der Pinselduktus ist wild, kräftig, das Farbmaterial fett aufgenommen; Lappen, Hände, Spachtel werden für den Farbauftrag sowie die Strukturierung der Farbflächen genutzt. Spontane Übermalungen ergänzen die Bildtektonik, die den Betrachter ins Bild fallen lassen will.

 

Die Themen von Anja Witt konzentrieren sich auf zwei unmittelbar miteinander verknüpfte Bereiche: das Meer und die von dieser fundamentalen Kraft getragenen Objekte, seien sie im treibenden oder angespülten Zustand, seien sie natürlichen oder menschlichen Ursprungs. Meer und Treibgut sind Objekte für unverwechselbare Perspektiven über Bewegung und Nachdruck, über Gestalt und Ideen, über Nichtlineares und Lineares, das nicht länger Parameter unserer Existenz sein kann – insofern erzwingt die allgemeine Situation einen Wendepunkt.   

Das kaum übersehbare Feld des Existentiellen bewegt auch die Bildhauerei von Berthold Grzywatz. Material, Körper und Farbe werden kontrast- und variantenreich eingesetzt, leben von den Spannungen und Dissonanzen der räumlichen Anordnungen und Oberflächen. Die Materialästhetik nutzt die Freiheit der Form, das Verschmelzen von Ausdruck und Figur im Raum – immer in dem Drang Erklärungen für unser Sein aufzuspüren.

 

 

 

BERTHOLD GRZYWATZ

 

"At the turning point".

Paintings by Anja Witt and sculptures by Berthold Grzywatz.

 

Painting is for Anja Witt always a search under the surface of the superficially real, an exploration in space and time, which offers space for free interpretations and associations. Witt's color and form discoveries trace layers, transport new views of the cycle of things. They detach themselves from the representational and find in the moving, energetic abstraction pictorial spaces that rediscover what we see as the real world. With the desire for free colors and forms, an autonomous painterly design emerges that no longer sees color as an optical medium alone, but as a medium of expression that follows its own rules. In this respect, one can speak of pure painting. Nevertheless, seeing in colors is a search for traces, a journey of discovery for fundamental questions.

 

With regard to the goals of her painting, Anja Witt once explains that it is a matter of designing "self-sufficient pictorial spaces" - par excellence a reference to color and form, regardless of the chosen subject. Camille Pissarro, who is commonly characterized as the father of the Impressionists, remarked in his painting theory that one should observe more forms and colors on the subject than the drawing. In the foreground, then, is painting, and with it color, its coloristic quality, its gradations, its inherent lawfulness: color as the diction of the elemental, as Theo van Duesburg, the pioneer of abstract art, recognized.

 

Anja Witt's handling of color is accompanied by an expressive process of painting. The brushstroke is wild, strong, the color material is boldly taken up; rags, hands, spatulas are used for the application of color as well as the structuring of the color surfaces. Spontaneous overpaintings complement the picture tectonics, which wants to let the viewer fall into the picture.

 

Anja Witt's themes focus on two directly related areas: the sea and the objects carried by this fun-damental force, be they in a floating or washed-up state, be they of natural or human origin. Sea and flotsam are objects for distinctive per-spectives on movement and emphasis, on shape and ideas, on the non-linear and the linear, which can no longer be parameters of our existence - in this respect the general situation forces a turning point.

  

The hardly overlookable field of the existential also moves the sculpture of Berthold Grzywatz. Material, body and color are used in a contrasting and varied manner, living from the tensions and dissonances of the spatial arrangements and surfaces. The material aesthetic uses the freedom of form, the merging of expression and figure in space - always in the urge to track down explanations for our being.

 

 

2. Freisehen

 

Ausstellung in der Galerie [ Der Lokschuppen ] - Rendsburg

1. September 2023 bis 13. Oktober 2023.

 

Hayo Heye (Hamburg, Fotografie)

Wolfgang Hundertmark (Neustadt, Fotografie)

Berthold Grzywatz (Skulptur)

 

Berthold Grzywatz

Freisehen?

Die Fotografie von Hayo Heye und Wolfgang Hundertmark in der Begegnung mit Skulpturen von Berthold Grzywatz

 

Unter dem Titel „Freisehen“ zeigt die Galerie [ Der Lokschuppen ] Fotografie von Hayo Heye (Hamburg) und Wolfgang Hundertmark (Neustadt) sowie Skulpturen von Berthold Grzywatz.

Hayo Heye, zu Beginn der sechziger Jahre in Hamburg geboren, hat seine Ausbildung als Fotograf im Atelier Rosemarie Pierer in seiner Heimatstadt erhalten und später seine praktische Tätigkeit als Assistent bei Rudolf Schmutz Jr. vertieft. Seit 1988 arbeitet er als freier Fotograf. Mit seinen Werken war und ist er sowohl in zahlreichen Einzelausstellungen präsent als auch in Gruppenexpositionen vertreten. Genannt sei nur seine letztjährige Teilnahme an der RFXLN 07, der Landesschau für Fotoreflexionen in Schleswig-Holstein, die von der Stadtgalerie Kiel ausgerichtet wurde.

Wolfgang Hundertmark ist fotografischer Autodidakt, der sich der Nah-, Makro- und Naturfotografie verschrieben hat.

Hayo Heyes Werke treten als absurde Stillleben in Erscheinung. In der gesuchten Isoliertheit des Studios entstehen Arrangements von Objekten, die sich einerseits der Vielschichtigkeit der realen Welt verweigern, andererseits in ihrer inneren Logik, Ordnungen und Strukturen schaffen, mit denen das Sehen des Betrachters herausgefordert werden soll. Die komponierte Objektwelt will die Wahrnehmung freilich weder binden noch ihr vorgreifen.

Bei einem ersten Betrachten der Werke von Hayo Heye könnte man geneigt sein, an einer willkürlichen Auswahl der fotografierten Gegenstände zu denken. Eine Auswahl ohne Intention, Objekte ohne Inhalt. Das Verweigern von Titeln mag eine vordergründige Bildwelt suggerieren, in der das Sosein der Dinge in seiner Einfachheit Ausdruck findet. Eine solche Wahrnehmung bleibt indes im Oberflächlichen, denn Auswahl, Sorgfalt der Komposition und Komplexität des Arrangements, die Behandlung des Lichts sowie die bildnerische Nachbearbeitung sind als intentionale künstlerische Akte zu verstehen.

Sicherlich haben wir es nicht mit einer sachlich-realistischen Fotografie zu tun, die allein dem Abbildungsmechanismus verpflichtet ist. Nicht weniger treffen wir auf einen fotografischen Ansatz, der über eine technologieorientierte Darstellung des Lichts auf eine Erziehung der Sinne und damit auf die geistige Bildung des Menschen abzielt, wie er sich in der pädagogisch und anthropologisch fundierten Bauhaus-Fotografie eines Maholy-Nagy realisiert. Ebenso kann nicht von einer erzählerischen, auf das Atmosphärische konzentrierten Fotografie gesprochen werden, die den Blick in der Verbindung von Form und Inhalt über die Dinge auf den Menschen lenkt und Gefühle zu enthüllen sucht, was uns an Andre Kertesz denken lässt. Gleichwohl finden wir bei Hayo Heye eine inszenierte Fotografie vor. Banale Objekte werden ästhetisch in Szene gesetzt: experimentell, einfach, klar, vielleicht ungewöhnlich, reduziert auf die Form in einem Netz aus Licht und Schatten.

Mit den jeweils nur wenigen Bildelementen schafft Heye eine raffinierte Verwobenheit der Objekte, integriert er die abstrakten Formen. Die Alltäglichkeit der Dinge lässt das Fehlen von Bedeutung vermuten. Die Betonung des Objekts macht gleichsam dessen unbelasteten Charakter glaubhaft. Dessen ungeachtet darf jedoch ebenso wenig die Materialität der Gegenstände wie deren durch das Arrangement ausgelöste Interaktion vergessen werden. Und insoweit uns der Künstler nicht mit natürlichen, sondern industriell gefertigten Dingen konfrontiert, müssen wir diese Objekte als Ausdruck vergegenständlichter menschlicher Arbeit verstehen. Mithin wird über den demonstrativen Verweis auf die unbelebte Natur der Sachen sowohl auf menschliches Handeln als auch auf dessen wissendes Hervorbringen von Werken hingedeutet.

Das Werk aber, ungeachtet seiner Wiederholbarkeit in industrieller Fertigung, wie das am Werk sein des Künstlers, an dessen Ende etwas Unvertretbares, Individuelles steht, ist nicht der Zeit entrückt. Gegenstand, Handeln, Werk und am Werk sein entfalten sich im historischen Raum. Sie unterliegen wie die natürlichen Dinge ihren Voraussetzungen und Bedingungen. Dem Betrachter, auch dem Betrachter der künstlerischen Arbeit, kann dies nicht verborgen bleiben.

Nun hat Hayo Heye den ausgestellten Fotografien einen Gesamttitel gegeben – eine Werkreihe, die er, wie bereits erwähnt, als „Absurde Stillleben“ bezeichnet. Ein unverbindlicher Arbeitstitel? Ein spontaner Einfall im Studio? Ich glaube nicht. Wenn sich die Ordnung der Dinge im Absurden entfaltet oder gar selbst von der Absurdität ihres Seins künden, so begegnen wir, ob gewollt oder ungewollt, der Sinnfrage. Das Absurde ist der Vernunft widersprechend, zeugt von Sinnlosigkeit, widersetzt sich der Logik, verneint die herkömmlichen Gewohnheiten des Denkens.

Sehen wir die Dinge als Teil der Welt, drängt sich die Frage nach ihrem Charakter auf. Sehen wir sie als absurdes Leben, setzen wir uns ihrer Vernunftwidrigkeit aus. Die Erkenntnis der Sinnlosigkeit konfrontiert mit dem Scheitern des Menschen: Die Unfähigkeit, aus seiner Geschichte zu lernen, die endlose Kette von Gewalt und Zerstörung, das Verzweifeln an der eigenen Unzulänglichkeit und Schwäche zu durchbrechen. „Lab dich nicht an deiner Ohnmacht“, heißt es in einer Zeile der „Anweisung an Sisyphos“ von Hans Magnus Enzensberger, lassen sie uns in diesem Sinn auf die fotografischen Stillleben von Hayo Heye blicken und zwischen dem Unscheinbaren Wege aus der Ohnmacht finden.

Der uneingeschränkte Blick als künstlerischer Impuls verbindet Heyes Arbeiten mit den Werken von Wolfgang Hundertmark, die dem Thema „Information“ verpflichtet sind. Er greift die Frage nach dem manipulativen Charakter des Informationsnetzes und seiner Träger auf. Hundertmark geht so weit, dass er die technische Seite der Information hinterfragt und ihre Auflösung, wenn nicht gar Zerstörung, als Spiel zwischen Wissen und Nichtwissen inszeniert. Für das Spiel mit der Informationsvermittlung, der Verunsicherung des Empfängers durch Unbestimmtheit, Undurchsichtigkeit, Ungewissheit, Einschränkung oder Auslöschung wählt Hundertmark die Titel „White-Black-Out“ bzw. „Wipe-Knock-Out“ – also: das Diffuse und Dunkel, das Wegwischen und Zerschlagen. Die im fotografischen Werk umgesetzte Irritation will bewusst den Rezipienten beunruhigen.

Hundertmark wendet sich den analogen und digitalen Objektträgern von Informationen zu: dem Film, der Musik- und Videokassette oder der Schallplatte, der Diskette, CD oder der DVD. Wie beim Foto besteht ihr Ursprung aus einer Metainformation, die sich im Herstellungsakt realisiert, aber durch vielfältige Filter an den Nutzer gelangt. Durch mechanisches Einwirken im Wege der Farbgebung oder der Demontage hat Hundertmark die äußere Erscheinung der Träger verändert. Die Informationsträger besitzen demnach eine Doppelnatur: Sie sind einerseits durch Technik geleitete, auf Wiederholung angelegte Werke andererseits Schöpfungen singulärer künstlerischer Handlungen, die sich technischer Mittel bedienen.

Man mag dabei, wie angemerkt, an Manipulation denken, entscheidender scheint unterdes der mit dem Eingriff einhergehende Verlust an Information zu sein. Die Differenziertheit unserer Gegenwart besteht zu einem nicht geringen Teil aus der Unüberschaubarkeit von Daten, die dem Einzelnen das Verständnis für die Zusammenhänge unserer Welt verweigern. Der Erfahrungsraum des Individuums, sein situatives Erleben ist in einen prozesshaften Austausch mit der sozialen Umwelt eingebunden, der Kommunikation und Information unabdingbar einschließt. Der Verlust dieses Zusammenhangs, das Nicht-mehr-Lesen, Nicht-mehr-Hören-können, oder seine Beliebigkeit, ruft Probleme der Orientierung über das hervor, was wirklich ist. Macht möglicherweise, provokativ gesagt, unser Sein zur Illusion.

Den gezielten Verunsicherungen durch den Verlust von Bedeutung und dem Entleeren von Sinn treten die materialbetonten, mitunter das Weiß als stoffliche Hülle nutzenden Skulpturen von Berthold Grzywatz mit der Intention gegenüber, die Dinge und das gesellschaftliche Geschehen zwischen Gestern und Heute als Handlungsfeld zu verdeutlichen. Das „Freisehen“ unterliegt einer Perspektive, sich jenseits aller Beschädigungen den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen.

In der Abstraktion des Werkes wird nach einer Sprache gesucht, die seine Bezüge zum Wirklichen, zum Konkreten herstellt. Mit anderen Worten: Das abstrakte Werk verfügt über eine sinnvolle Bedeutung, bezieht sich auf Konkretes, das ihm seine Bedeutung verleiht. Die sinnentleerte Welt, die Logik des Absurden, ist nicht durch eine passive Ethik zu überwinden, in der sich die Revolte als individuelle Selbstbehauptung darstellt. Ein zeitgemäßes Handeln aus Verantwortung ist vielmehr verlangt, das im zwischenmenschlichen Bezug verankert bleibt. Dazu dieser Beitrag.

 

 

Berthold Grzywatz

Seeing free?

Photography by Hayo Heye and Wolfgang Hundertmark in encounter with sculptures by Berthold Grzywatz

 

Under the title "Freisehen", the gallery [ Der Lokschuppen ] shows photography by Hayo Heye (Hamburg) and Wolfgang Hundertmark (Neustadt) as well as sculptures by Berthold Grzywatz.

Hayo Heye, born in Hamburg at the beginning of the sixties, received his training as a photographer in the Rosemarie Pierer studio in his hometown and later deepened his practical work as an assistant to Rudolf Schmutz Jr. He has been working as a freelance photographer since 1988. His work has been shown in numerous solo exhibitions as well as in group exhibitions. One example is his participation last year in RFXLN 07, the state show for photographic reflections in Schleswig-Holstein, which was organised by the Stadtgalerie Kiel.

Wolfgang Hundertmark is a photographic autodidact who has devoted himself to close-up, macro and nature photography.

Hayo Heye's works appear as absurd still lifes. In the sought-after isolation of the studio, arrangements of objects are created that, on the one hand, refuse the complexity of the real world, and on the other hand, in their inner logic, create orders and structures with which the viewer's vision is to be challenged. The composed world of objects, however, neither wants to bind nor anticipate perception.

At first glance at Hayo Heye's works, one might be inclined to think of an arbitrary selection of photographed objects. A selection without intention, objects without content. The refusal of titles may suggest a superficial pictorial world in which the suchness of things finds expression in its simplicity. Such a perception, however, remains superficial, for the selection, care of the composition and complexity of the arrangement, the treatment of the light as well as the pictorial post-processing are to be understood as intentional artistic acts.

Certainly, we are not dealing with a factual-realistic photography that is solely committed to the mechanism of depiction. No less do we encounter a photographic approach that, via a technology-oriented representation of light, aims at an education of the senses and thus at the spiritual formation of man, as realised in the pedagogically and anthropologically based Bauhaus photography of a Maholy-Nagy. Likewise, we cannot speak of a narrative photography focused on the atmospheric, which directs the gaze in the connection of form and content via things to people and seeks to reveal feelings, which makes us think of Andre Kertesz. Nevertheless, we find staged photography in Hayo Heye's work. Banal objects are aesthetically staged: experimental, simple, clear, perhaps unusual, reduced to form in a web of light and shadow.

With only a few pictorial elements in each case, Heye creates a sophisticated interweaving of the objects, he integrates the abstract forms. The everydayness of the things suggests the absence of meaning. The emphasis on the object, as it were, makes its unencumbered character credible. Nevertheless, the materiality of the objects and their interaction triggered by the arrangement must not be forgotten. And insofar as the artist confronts us not with natural but industrially produced things, we must understand these objects as an expression of objectified human labour. Thus, the demonstrative reference to the inanimate nature of things points both to human action and to the knowing production of works.

The work, however, regardless of its repeatability in industrial production, like the artist's being at work, at the end of which stands something unjustifiable, individual, is not removed from time. Object, action, work and being at work unfold in historical space. Like natural things, they are subject to their prerequisites and conditions. This cannot remain hidden from the viewer, including the viewer of the artistic work.

Now Hayo Heye has given the exhibited photographs an overall title - a series of works that he calls, as already mentioned, "Absurd Still Lives". A noncommittal working title? A spontaneous idea in the studio? I don't think so. When the order of things unfolds in the absurd or even itself announces the absurdity of its being, we encounter, whether intentionally or not, the question of meaning. The absurd is contrary to reason, testifies to senselessness, defies logic, negates the conventional habits of thought.

If we see things as part of the world, the question of their character arises. If we see them as absurd life, we expose ourselves to their irrationality. The realisation of senselessness confronts us with the failure of man: The inability to learn from his history, to break the endless chain of violence and destruction, the despair of his own inadequacy and weakness. "Don't feast on your powerlessness", says a line from Hans Magnus Enzensberger's "Instruction to Sisyphus", let us look at Hayo Heye's photographic still lifes in this sense and find ways out of powerlessness between the inconspicuous.

The unrestricted gaze as an artistic impulse connects Heye's works with the works of Wolfgang Hundertmark, which are committed to the theme of "information". He takes up the question of the manipulative character of the information network and its carriers. Hundertmark goes so far as to question the technical side of information and stages its dissolution, if not destruction, as a game between knowledge and non-knowledge. Hundertmark chooses the titles "White-Black-Out" or "Wipe-Knock-Out" for the play with the transmission of information, the uncertainty of the recipient through indeterminacy, opacity, uncertainty, restriction or erasure - in other words: the diffuse and dark, the wiping away and smashing. The irritation implemented in the photographic work deliberately aims to disconcert the recipient.

Hundertmark turns to the analogue and digital slides of information: the film, the music and video cassette or the record, the diskette, CD or DVD. As with the photograph, its origin consists of metainformation that is realised in the act of production but reaches the user through a variety of filters. Hundertmark has changed the outer appearance of the carriers through mechanical action by way of colouring or dismantling. The information carriers thus have a double nature: on the one hand, they are works guided by technology and designed for repetition; on the other hand, they are creations of singular artistic acts that make use of technical means.

One may think of manipulation, but the loss of information that goes hand in hand with the intervention seems to be more decisive. The differentiation of our present consists in no small part of the unmanageability of data, which denies the individual an understanding of the interrelationships of our world. The experiential space of the individual, his or her situational experience, is bound up in a processual exchange with the social environment, which indispensably includes communication and information. The loss of this connection, the no-longer-reading, no-longer-hearing, or its arbitrariness, creates problems of orientation about what really is. Possibly, provocatively, makes our being an illusion.

Berthold Grzywatz's sculptures, which emphasise material and sometimes use white as a material cover, confront the targeted insecurities caused by the loss of meaning and the emptying of meaning with the intention of clarifying things and social events between yesterday and today as a field of action. „Freisehen" is subject to a perspective of facing the challenges of the present beyond all damage.

In the abstraction of the work, a language is sought that establishes its references to the real, to the concrete. In other words, the abstract work has a meaningful significance, relates to the concrete, which gives it its meaning. The world devoid of meaning, the logic of the absurd, cannot be overcome by a passive ethics in which revolt presents itself as individual self-assertion. Rather, a contemporary action out of responsibility is required that remains anchored in the interpersonal relationship. This is what this contribution is about.

 

3. Freiräume

 

Ausstellung in der Galerie [ Der Lokschuppen ] - Rendsburg

9. Juni 2023 bis 27. August 2023

 

Katrin Evers

(Hamburg, Malerei)

 

Berthold Grzywatz

(Skulptur, Video)

 

 

Berthold Grzywatz

Freiräume.

Ausstellung und Malerei von Katrin Evers

 in Kooperation mit Berthold Grzywatz

 

Unter dem Titel „Freiräume“ zeigt die Galerie [ Der Lokschuppen ] Malerei von Katrin Evers (Hamburg) sowie Skulpturen und eine Videoarbeit von Berthold Grzywatz.

 

Katrin Evers hat zunächst als Lithografin gearbeitet, dann an der Fachhochschule Druck in Stuttgart-Vaihingen ihr Diplom als Ingenieurin der Werbewirtschaft erworben, bevor sie an der Akademie der schönen Künste in München freie Malerei und angewandte Grafik studierte. Wichtigster Lehrer war Gerhard Berger, profiliert in experimenteller und angewandter Grafik und Typografie, während er in seiner Malerei monochrome Linien, Farben und Flächen bevorzugt.

 

Als Künstlerin kann Katrin Evers auf eine lange Reihe von Ausstellungen zurückblicken. Ich nenne nur die Ausstellungen in der Lamberti-Kirche in Oldenburg oder im Dom zu Meldorf. Als stetig Suchende strebt sie den Dialog mit anderen Künstlerinnen und Künstlern intensiv immer wieder an. So hat sie häufig an den internationalen Sommerakademien für Kunst und Design in Hamburg teilgenommen und mit Künstlern wie Gerald Brettschuh, Jan Köchermann, Piet Warffemius oder Laurentz Thurn zusammengearbeitet. Die Akademie versteht sich als zeitlich begrenztes Terrain für experimentelles Arbeiten, eine Einrichtung, die im Rahmen der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaften gegründet wurde. Diese Institution wie die Begegnungen sagen Entscheidendes über den Standort von Katrin Evers aus: Design und Grafik sind wichtige Säulen ihrer künstlerischen Tätigkeit. Es verwundert nicht, dass die Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern stattfinden, die als Grafikdesigner, Zeichner, Illustratoren oder Gebrauchsdesigner gearbeitet haben und dabei Handwerk, Kunst und Theorie zu verbinden wissen.

 

Die Arbeitsweise von Katrin Evers verleugnet nicht ihre grafischen Erfahrungen. Sie nutzt drucktechnische Verfahren wie Frottage, Monotypie oder Collage, um darauf in einer farbintensiven Malerei Öl, Acryl, Tusche oder Kreide anzulegen. In den großformatigen, auf textilem Grund angelegten Werken wird die grafische Zeichenschrift farbintensiv entrollt, die Bildfläche zeichenartig auf gerastert und einzelne Bildteile mittels grafischer Elemente konturiert. Die Flächenstruktur organisiert Evers im Wege einer expressiven Farbigkeit, mit einem unverkennbar vitalen Farbduktus. Überwiegt das grafische Schwarz-Weiß werden spontane Farbverläufe in die Fläche eingebunden. Bilder, die durch eine figürliche Ikonografie gegliedert sind, zeigen im Raster der Fläche den Einschluss grafischer Merkmale. In der Verbindung von grafischem und malerischem Gepräge offenbart sich ein ornamentales Gefüge, eine Formenentwicklung, die auf Sinngebung gerichtet ist.

 

Die inhaltliche Bildsprache von Katrin Evers sucht Erfahrungen zwischen Traum und Realität. Sie ist bestrebt, das Unvorhersehbare, das im Unterbewusstsein Verborgene schöpferisch zu erschließen. Katrin Evers öffnet den Blick für universelle Symbole und archaische Erfahrungen menschlicher Existenz. Es geht dieser Malerin um Zeitlichkeit, um Strukturen und Rhythmen, um den Lebensprozess in seiner Vielfalt und Kontinuität. Dabei bleibt für den Betrachter viel Raum für freie Assoziationen, für das eigene Entdecken, für das interaktive Spiel zwischen Gegebenem und Gedachtem.

 

Der Lehrer Gerhard Berger zeigte sich in seinen Werken von christlicher Symbolik beeinflusst; die Trinität sah er in Farbe, Form und Inhalt als Bewahrung, Zukunft und geistliche Durchdringung. Die Bildentstehung wird durch das Denken mit dem Ziel vorentschieden, Erscheinungen zu einem Ganzen zu verdichten. Der Vorrang des Inhaltlichen gilt auch für Katrin Evers. Die Themenfindung geht dem malerischen Impuls voraus. Nach dem initialen Gedanken erfolgt die malerische Umsetzung, in der Regel in einem seriellen Ansatz. Christliche Intuition spielt an dieser Stelle ebenso eine Rolle wie das Ausgreifen in den interreligiösen Raum, narrativ geschichtet, vielleicht mit einer kosmologischen Perspektive.

 

Berthold Grzywatz begreift „Freiräume“ als Frage der Selbstfindung, als ein Szenarium der Krisenbewältigung in einer Situation, die durch eine allgemeine Desorientierung charakterisiert ist. Seine Skulpturen nutzen Formen und Oberflächen für kontrastierende Texturen zwischen Bewegung und Ruhe, um die Dynamik gegenwärtiger Zustände und Situationen bildnerisch zu erschließen.

 

 

Berthold Grzywatz

Free Spaces.

Exhibition and painting by Katrin Evers

in cooperation with Berthold Grzywatz

 

Under the title "Freiräume" the gallery [ Der Lokschuppen ] shows paintings by Katrin Evers (Hamburg) as well as sculptures and a video work by Berthold Grzywatz.

 

Katrin Evers first worked as a lithographer, then earned her diploma as an advertising engineer at the Fachhochschule Druck in Stuttgart-Vaihingen before studying free painting and applied graphics at the Akademie der schönen Künste in Munich. Her most important teacher was Gerhard Berger, profiled in experimental and applied graphics and typography, while in his painting he prefers monochrome lines, colors and surfaces.

 

As an artist, Katrin Evers can look back on a long series of exhibitions. I only mention the exhibitions in the Lamberti church in Oldenburg or in the cathedral in Meldorf. As a constant seeker, she strives intensively for dialogue with other artists. She has frequently participated in the international summer academies for art and design in Hamburg and has worked with artists such as Gerald Brettschuh, Jan Köchermann, Piet Warffemius and Laurentz Thurn. The academy sees itself as a temporary terrain for experi-mental work, an institution that was founded as part of the Hamburg University of Applied Sciences. This institution as well as the encounters say decisive things about the location of Katrin Evers: Design and graphics are important pillars of her artistic activity. It is not surprising that the collaborations take place with artists who have worked as graphic designers, draftsmen, illustrators or utility designers and who know how to combine craft, art and theorie.

 

Katrin Evers' working method does not deny her graphic experience. She uses printmaking techniques such as frottage, monotype or collage, on which she applies oil, acrylic, ink or chalk in a color-intensive painting. In the large-format works, which are laid out on a textile ground, the graphic lettering is unrolled in intense color, the surface of the picture is rastered like a sign, and individual parts of the picture are contoured by means of graphic elements. Evers organizes the surface structure in the way of an expressive colorfulness, with an unmistakably vital color duct. The graphic black and white predominates, and spontaneous color gradients are integrated into the surface. Images structured by figurative iconography show the inclusion of graphic features in the grid of the surface. The combination of graphic and painterly features reveals an ornamental structure, a development of forms that is directed towards the creation of meaning.

The pictorial language of Katrin Evers seeks experiences between dream and reality. She strives to creatively open up the unpredictable, that which is hidden in the subconscious. Katrin Evers opens the view for universal symbols and archaic experiences of human existence. This painter is concerned with temporality, with structures and rhythms, with the process of life in its diversity and continuity. Thereby the viewer is left with a lot of room for free associations, for his own discovery, for the interactive play between the given and the thought.

 

The teacher Gerhard Berger was influenced by Christian symbolism in his works; he saw the Trinity in color, form and content as preservation, future and spiritual penetration. The formation of the picture is pre-determined by thinking with the aim of condensing appearances into a whole. The priority of the content also applies to Katrin E-vers. The theme finding precedes the painterly impulse. After the initial thought, the painterly realization follows, usually in a serial approach. Christian intuition plays a role at this point, as does reaching out into interreligious space, layered narratively, perhaps with a cosmological perspective.

 

4. Architektur und Landschaft

 

Ausstellung mit Wolfgang D. Mehnert (Freiburg/Kiel, Malerei) und Berthold Grzywatz (Skulptur)

 

Ausstellungsdauer: 1. März 2024 bis 5. April 2024

 

 

Berthold Grzywatz

„Architektur und Landschaft“

 

Unter dem Titel „Architektur und Landschaft“ zeigt die Galerie [ Der Lokschuppen ] Malerei von Wolfgang D. Mehnert und Skulpturen von Berthold Grzywatz.

 

Wolfgang D. Mehnert hat Kunst in Frankreich studiert; zunächst in Grenoble an der Ecole de l’Art libre, heute die Ecole Superieure d’Art, dann in Aix en Provence  an der Ecole de Beau Art. Zeichnung, Malerei und Plastik gehörten zu seinen Fächern. Nach dem Abschluss des Studiums mit dem Diplom in Malerei und Skulptur fand seine erste Ausstellung mit der Studiengruppe seines Jahrgangs im Jahr 1970 in Aix-en-Provence statt. Nur zwei Jahre später kehrt er zurück ins universitäre Leben, studiert Architektur in Konstanz und Hamburg. Anschließend arbeitet er langjährig als Architekt im kommunalen und privaten Bereich, u. a. ist er an der Ausführung der berühmten Feuerwache von Zaha Hadid auf dem Vitra-Werksgelände in Weil am Rhein beteiligt. Doch die Malerei ruht während dieser Zeit nie. Einzel- und Gruppenausstellungen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz reihen sich nachhaltig aneinander, seine Werke befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen des In- und Auslands.

Wenn Wolfgang Mehnert Landschaften betrachtet und sie in Malerei umsetzt, wird er vom raumgestaltenden Blick des Architekten angetrieben: Er nimmt Linien wahr, sieht hinter dem scheinbar Willkürlichen der Natur ordnende Strukturen, die über Stimmungen hinaus auf vielfältige Bedeutungen verweisen. Malerei ist insofern immer Raumgestaltung.

Im Bild öffnet sich der Raum für die Fantasie, die das Gewohnte abstreift und sich dem Neuen öffnet. Das ist keineswegs ein mechanischer Vorgang, der sich dem Gang an die Staffelei mit Notwendigkeit anschließt. Vielmehr ist es ein Suchen, ein Durchdringen des Alltags, der als erlebter Fundus auf ein Überschreiten wartet. Im Blick nach innen entstehen Bilder, entwickeln sich Landschaften, die gleichzeitig von der Sehnsucht nach der Ferne, dem Entfliehen aus dem Rhythmus des Alltäglichen, wie der analytisch geprägten Verantwortung vor dem Leben und der Welt charakterisiert sind.

In einer seiner textlichen Skizzen spricht Wolfgang Mehnert die stets gegenwärtige Veränderung an, die von vielen nicht bemerkt werden will. Geradezu ein Stichwort für meine neuen Holzskulpturen, die in einem Zyklus von der „Verlorenen Generation“ sprechen: Vom Bewusstsein einer Veränderung ohne Retourenschein. Ausgehend von der naturgegebenen Form nutze ich die Ausdruckskraft des Farblichen, um das plastische Objekt hervorzuheben.

 

 

Berthold Grzywatz

"Architecture and Landscape"

 

Under the title "Architecture and Landscape", the [ Der Lokschuppen ] gallery is showing paintings by Wolfgang D. Mehnert and sculptures by Berthold Grzywatz.

Wolfgang D. Mehnert studied art in France; first in Grenoble at the Ecole de l'Art libre, now the Ecole Superieure d'Art, then in Aix en Provence at the Ecole de Beau Art. He specialised in drawing, painting and sculpture. After graduating with a diploma in painting and sculpture, he held his first exhibition with his year group in Aix-en-Provence in 1970. Just two years later, he returned to university life and studied architecture in Constance and Hamburg. He then worked for many years as an architect in the municipal and private sectors, including his involvement in the realisation of Zaha Hadid's famous fire station on the Vitra factory premises in Weil am Rhein. But his painting never stopped during this time. Solo and group exhibitions in France, Germany and Switzerland followed one after the other, and his works can be found in private and public collections at home and abroad.

When Wolfgang Mehnert looks at landscapes and translates them into painting, he is driven by the architect's space-shaping gaze: He perceives lines, sees organising structures behind the seemingly arbitrary in nature, which point beyond moods to diverse meanings. In this respect, painting is always spatial design.

In the picture, the space opens up to the imagination, which strips away the familiar and opens up to the new. This is by no means a mechanical process, which necessarily follows the walk to the easel. Rather, it is a search, a penetration of everyday life, which is an experienced fund waiting to be transcended. Looking inwards, pictures emerge, landscapes develop that are simultaneously characterised by a longing for distance, an escape from the rhythm of everyday life and an analytical responsibility towards life and the world.

In one of his textual sketches, Wolfgang Mehnert addresses the ever-present change that many do not want to notice. This is almost a keyword for my new wooden sculptures, which speak of the "Lost Generation" in a cycle: Of the awareness of a change without a return ticket. Starting from the natural form, I use the expressive power of colour to emphasise the sculptural object.

 

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